Referent: Dr. Steffen Klävers
Zeit: 9. Juli 2022, 11 bis 17 Uhr
Ort: Bürgerhaus Neckarstadt-West, Lutherstraße 15, 68169 Mannheim
Flyer: Tagesseminar »Zur Kritik komparativ-postkolonialer Ansätze in der Forschung zur Shoah«

Die Spezifik der Shoah wird in den letzten Jahren von postkolonialen Theorieansätzen zunehmend infrage gestellt. Ignoriert wird, mit welchem Ziel die industriell organisierte Vernichtung der europäischen Juden betrieben wurde: Die Auslöschung des »internationalen Judentums« sollte die Welt von allen Übeln und Bedrohungen erlösen ‒ eine fantasierte Erlösung von einem fantasierten Feind.

Stellvertretend für eine derartige postkoloniale Haltung sei auf Arbeiten von Jürgen Zimmerer, A. Dirk Moses und Michael Rothberg verwiesen. Ihnen gemeinsam ist, dass wissenschaftliche Dar-stellungen, die die beispiellose Qualität (Präzedenzlosigkeit) der Shoah argumentieren, als »euro-zentrisch« zurückgewiesen werden. Zentral sind hier immer wieder Fragestellungen, die im sogenannten Historikerstreit 2.0 auch eine breite Öffentlichkeit erreichten: Handelt es sich bei der nationalsozialistischen Judenvernichtung um ein historisch neuartiges Phänomen? Lässt sich der NS-Antisemitismus in Bezug zum Kolonialrassismus setzen ‒ und, wenn ja, in welchen? Verhindern bestimmte Formen der Erinnerung an die Shoah eine Erinnerung an Kolonialverbrechen? Ist es ›verboten‹, den Holocaust mit Kolonialgenoziden zu vergleichen, wie häufig unterstellt wird?

In unserem Tagesseminar soll anhand beispielhafter Texte kritisch rekonstruiert werden, welche Antworten postkoloniale Theorieansätze auf diese (und andere) Fragen liefern und warum diese An-sätze die Spezifik, die die Shoah von anderen Gewaltverbrechen der Moderne unterscheidet, zum Verschwinden bringt.

Steffen Klävers hat in seiner 2019 erschienenen Dissertation »Decolonizing Auschwitz? Komparativ-postkoloniale Ansätze in der Holocaustforschung« (Berlin: de Gruyter, auch als Lizenzausgabe der Bundeszentrale für politische Bildung erhältlich) eine Kritik an den gegenwärtigen Versuchen postkolonialer Deutung der Shoah formuliert.

Tagungsbeitrag: 20 Euro

Die Anzahl der Teilnehmer:innen ist auf 20 begrenzt, verbindliche Anmeldung bis 20. Juni an:
info@ak-gegen-antisemitismus-und-antizionismus.net

Gesundheitsschutz: 2G+ und, je nach Inzidenz, ggf. Maskenpflicht für diejenigen, die nicht reden.

Eine gemeinsame Veranstaltung des Arbeitskreises gegen Antisemitismus und Antizionismus Mannheim e. V. und der ideologiekritischen Gruppe »Flying Fortress«