Warum es uns gibt

Der Arbeitskreis hat sich im Sommer 2014 gegründet, um ein weiteres Gegengewicht gegen Antisemitismus und Antizionismus in Mannheim und der Rhein-Neckar-Region zu bilden.

Konkreter Anlass war der Krieg im Gazastreifen. Nicht nur in Deutschland wurden damals Juden bedroht und tätlich angegriffen. Auf Demonstrationen und in sozialen Netzwerken waren Hassparolen wie »Kindermörder Israel« an der Tagesordnung. Daran zeigt sich exemplarisch, wie uralte antisemitische Motive – in diesem Fall das von den Juden, die rituell Christenkinder schlachten – in antizionistische Propaganda übersetzt werden. Hass auf Juden und die Dämonisierung Israels verweisen aufeinander. Antisemitische Denkfiguren finden sich mittlerweile unter dem Label »Israelkritik« immer häufiger im politischen Mainstream. Es geht dabei nicht um eine kontroverse Debatte israelischer Politik, vielmehr wird das Existenzrecht Israels infrage gestellt.

Das Spektrum derer, die in der Rhein-Neckar-Region obsessiv gegen Juden und Israel Stimmung machen, ist dabei keineswegs auf politische Randgruppen und extremistische Muslime beschränkt. Positionen, die Israel als ewigen Bösewicht im Nahostkonflikt ausgemacht haben und auf der palästinensischen Seite nichts als Opfer sehen, finden sich in allen Teilen der Gesellschaft. In der Verdammung des »imperialistischen Zionismus« treffen sich ganz links und ganz rechts des politischen Spektrums mit dem »gebildeten Antisemitismus« der scheinbar harmlosen Mitte. Diese Übereinstimmung verweist auf Antisemitismus als grundlegendes Denk- und Deutungsmuster, als »negative Leitidee der Moderne« (Samuel Salzborn), für die kennzeichnend ist, dass das an der Gesellschaft Unverstandene, das zugleich wegen seiner tatsächlichen oder vermeintlichen gesellschaftlichen Konsequenzen abgelehnt wird, im »Juden« personifiziert und vermeintlich bekämpft wird. Insofern völlig Unterschiedliches als bekämpfenswert erachtet wird, können im Antisemitismus widersprüchliche Ressentiments und Wahnvorstellungen koexistieren.

Inzwischen ist »Jude« wieder ein Schimpfwort auf Schulhöfen. Die Antworten von SchülerInnen einer Berliner Oberschule, die aufgefordert wurden, ohne Scheu ihre Assoziationen zu Juden zu nennen, legen beredt Zeugnis davon ab, wie tief antisemitische Stereotype in der Gesellschaft verankert sind: »Geld, Holocaust, Rothschild, Kontrolle der Medien, lange Bärte, große Nasen, Sex durch ein Tuch mit Löchlein, Adolf Hitlers Oma war jüdisch, Illuminati, illegale Besatzung und Israel.« Antisemitismus wird somit zunehmend auch zu einer Herausforderung im pädagogischen Alltag von Schulen und Jugendclubs.

Das antisemitische Machwerk der »Protokolle der Weisen von Zion« ist in zahlreichen Ländern ein Bestseller und Irans oberster Geistlicher, Ayatollah Ali Khamenei, twitterte im September 2015 siegesgewiss, dass der Staat Israel keine 25 Jahre mehr existieren wird.

Schon diese wenigen Beispiele zeigen, dass die Bekämpfung des Antisemitismus in all seinen Facetten auch mehr als 70 Jahre nach dem militärisch erzwungenen Ende des NS-Regimes dringend erforderlich ist. Diese wollen wir mit Aufklärung u. a. in Form von Vorträgen und Workshops fördern.

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