Referent: Christoph K. Glanz
Zeit: 21. April 2020, 19.00 Uhr [ABGESAGT ‒ neuer Termin wird bekannt gegeben]
Ort: Popakademie Baden-Württemberg, Hafenstr. 33
Flyer: Christoph K. Glanz - Deutscher Rap und Antisemitismus

Im Vorfeld der Echo-Verleihung im April 2018 wurde bekannt, dass sich auf einem Album, das in der Kategorie »Hip-Hop/Urban national« nominiert war, antisemitische Textzeilen befinden sollen. Wenige Jahre zuvor wurde in einer Folge der Krimireihe »Tatort« ein Song gespielt, der antisemitische Ressentiments enthielt. Bei beiden Vorfällen handelt es sich nicht um Einzelfälle. Genaueres Hinhören fördert schnell weitere Beispiele zutage. Die Frage, ob es im deutschen Rap ein Antisemitismus-Problem gibt, ist somit berechtigt. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Rap-Musiker*innen vor allem unter Jugendlichen breit rezipiert werden, dass antisemitische Verschwörungsideologien in sozialen Netzwerken kursieren und dass Studien zeigen, dass das Interesse an Geschichte bzw. das Wissen um den Holocaust unter Jugendlichen zurückgeht, ist es überdies dringend geboten, antisemitische Texte als solche zu identifizieren, ihre Verfasser damit zu konfrontieren und den Einfluss solcher Texte auf ihre Hörenden zu untersuchen. Zugleich können Rap-Texte als Spiegel der Gesellschaft begriffen werden und ermöglichen somit Einblicke in die Gedankenwelt ihrer Verfasser*innen ebenso wie ihres Umfelds und ihrer Hörenden. Der Vortrag gibt einen Überblick über die verschiedenen Vorfälle, die in der Öffentlichkeit, d.h. außerhalb der »Szene«, bekannt wurden, und ordnet diese in aktuelle Theorien der Antisemitismusforschung ein. Darüber hinaus stellt der Referent weitere Textbeispiele vor. Er diskutiert die Frage, inwiefern diese Beispiele als genrespezifisches Stilmittel zu bezeichnen sind, berücksichtigt dabei wesentliche Standpunkte von Vertreter*innen der »Szene« und ordnet diese ein.

Christoph K. Glanz studierte Politikwissenschaft, Romanische Philologie und Islamwissenschaft in Gießen und Marburg. Als bekennender Fan von deutscher und französischer Rap-Musik beschäftigt er sich mit verschiedenen inhaltlichen Aspekten der Musik und verfasste seine Magisterarbeit zum Thema »Deutscher Rap und Antisemitismus«.

Eine gemeinsame Veranstaltung des Arbeitskreises gegen Antisemitismus und Antizionismus Mannheim e. V., des Jugendkulturzentrums FORUM und der Popakademie Baden-Württemberg.