Referent: Dr. Hermann Engster
Zeit: 05. März 2020, 19.00 Uhr
Ort: Jugendkulturzentrum FORUM, Neckarpromenade 46
Flyer: Hermann Engster - Richard Wagner und der Antisemitismus
Wagners »Ring des Nibelungen« erzählt, verfremdet durch die Einkleidung in germanische Mythen, die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft. Es geht im »Ring« um die Kritik von Herrschaft, Ausbeutung, religiösem Zwang und um die Vision einer Gesellschaft freier Menschen. Verdüstert wird die dort skizzierte Freiheitsutopie allerdings durch Wagners Antisemitismus, wie er sich in den Judenkarikaturen des Alberich und Mime ausdrückt. Dies soll nicht nur am Text, sondern auch in der Musik selbst ausgewiesen werden, und zwar anhand von Szenen von auf DVD dokumentierten Inszenierungen. Wagners Musik ist von rauschhafter Leidenschaft, betörender Schönheit und großem Gedankenreichtum. Sie aber unreflektiert zu genießen ‒ das meint: ohne sich ihre antisemitischen Implikationen bewusst zu machen ‒, erscheint vor dem Hintergrund der Shoah nicht angemessen. Zu diskutieren ist, ob es Möglichkeiten gibt, diese Musikdramen so zu hören, dass eingedenk des ihnen eingeschriebenen Antisemitismus ihr emanzipatorischer Gehalt bewahrt und ihre künstlerische Größe gewürdigt werden können.
Hermann Engster, Studium der Nordistik und Germanistik, war zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter am Skandinavischen Seminar der Universität Göttingen und danach in der Erwachsenenbildung im Bereich Fremdsprachen tätig. Gegenwärtig ist er Dozent für Literatur und Musik an der Universität des dritten Lebensalters Göttingen.
Eine gemeinsame Veranstaltung des Arbeitskreises gegen Antisemitismus und Antizionismus Mannheim e. V. und des Jugendkulturzentrums FORUM.