Referentin: Prof. Dr. Anja Lobenstein-Reichmann
Zeit: 18. Juli 2019, 19.00 Uhr
Ort: Jugendkulturzentrum FORUM, Neckarpromenade 46
Wenn sprachliche Konstruktionen und Stereotype zu Ende gedacht werden und aus Gedankenfiguren und Fiktionen Wirklichkeit entsteht, dann erinnert man sich an Georg Büchners »Dantons Tod«, in dem Mercier kurz vor seiner Hinrichtung »Henker und die Guillotine« als Ergebnis »lebendig gewordene[r] Reden« entlarvt und dazu aufruft: »Geht einmal euren Phrasen nach bis zu dem Punkt, wo sie verkörpert werden. – Blickt um euch, das alles habt ihr gesprochen; es ist eine mimische Übersetzung eurer Worte.« (https://gutenberg.spiegel.de/buch/dantons-tod-417/17)
Der Vortrag geht genau denjenigen Phrasen und Worten nach, die das »Gerücht vom Juden« konstituieren und damit den Judenhass bis zum heutigen Tag fortschreiben. Im Fokus stehen dabei vor allem die sprachlichen Ausdrucksformen, in Büchners Sinn die Phrasen des Judenhasses, oder, wie die Referentin es nennt, die Pragmagrammatik der sprachlichen Gewalt. Diese ist zeitlos und strukturell gegen jede Gruppe anwendbar.
Anja Lobenstein-Reichmann ist Germanistin und Linguistin, die unter anderem zu sprachlichen Strategien der Ausgrenzung forscht. Sie habilitierte sich 2007 mit einer Arbeit über Houston Steward Chamberlain. 2011 wurde sie außerplanmäßige Professorin für Linguistik an der Universität Heidelberg.
Eine gemeinsame Veranstaltung von INPUT Mannheim/Heidelberg und des Arbeitskreises gegen Antisemitismus und Antizionismus Mannheim e. V.