Referent: Jan Rathje
Zeit: 13. November 2017, 19.30 Uhr
Ort: Jugendkulturzentrum FORUM, Neckarpromenade 46

Die Demokratisierung der Kommunikation im Internet, die maßgeblich von sozialen Medien begleitet wird, bringt auch gesellschaftliche Themen zum Vorschein, die in der klassischen Medienlandschaft bisher ein Nischendasein fristeten. Auf diese Weise bietet das Internet auch Antisemitismus einen hervorragenden Verbreitungsraum. Auf Facebookseiten werden antisemitische Inhalte publiziert und geteilt, in offenen und geschlossenen Gruppen Ressentiments gepflegt. Dabei bleibt der Widerspruch zumeist aus: Das vornehmliche Konzept sozialer Medien ist es, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Algorithmen sorgen dafür, dass auf Basis der Interessen der User Vorschläge für ähnliche Gruppen und Seiten gemacht werden. Gleichzeitig tragen aber auch die User durch ihre Auswahl der Vorschläge dazu bei, sich in ihren eigenen Communities widerspruchsfrei einzurichten. In diesen teilen sie nicht nur antisemitische und verschwörungsideologische Inhalte, sondern konstruieren sich eine Welt, in der »die Juden« bzw. Israel oder »die Zionisten« für alle Übel der Welt verantwortlich gemacht werden. Der Vortrag wirft einen Fokus auf die Dynamiken von Onlinekommunikation und antisemitische Weltverschwörungsideologien, die derzeit in sozialen Medien verbreitet werden.

Der Referent Jan Rathje ist Politikwissenschaftler. Er studierte in Potsdam und Greifswald mit den Schwerpunkten Rechtsextremismus und Politische Theorie. Von 2013 bis 2014 war er in der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus tätig. Für die Amadeu Antonio Stiftung leitet er seit 2015 das Projekt »No World Order. Handeln gegen Verschwörungsideologien«. Er veröffentlicht zu den Themen »Reichsbürger«, Verschwörungsideologien und Antisemitismus.

Eine gemeinsame Veranstaltung des Arbeitskreises gegen Antisemitismus und Antizionismus Mannheim e. V. und des Jugendkulturzentrums FORUM